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AutorenbildAnne Broda

SIDS - plötzlicher Kindstod

Aktualisiert: 16. Feb. 2020


Und plötzlich war es so still

Auf Nachfrage zu den möglichen Ursachen von SIDS bei einem der führenden Pathologen in Deutschland, die sich mit SIDS beschäftigen, erhielt ich eine Antwort, die ich eigentlich vermutet hatte, nämlich, dass eine Hypoglykämie (Unterzucker) postmortal im Grunde nicht festgestellt werden kann oder nicht darauf untersucht wird, auch nicht bei der 'Verdachtsdiagnose' SIDS. (SIDS ist ja an sich keine Diagnose, sondern eben der Ausschluss einer Diagnose anhand der medizinisch bisher bekannten und fallbezogen ausgeschlossenen Todesursachen)

Warum aber spielt diese Möglichkeit scheinbar gar keine Rolle bei der Ursachenermittlung für den SIDS, warum jemand in eine Hypoglykämie rutschen kann, und das auch ziemlich schnell, wenn ein noch sehr empfindlicher (wie bei einem Säugling) oder hoher Stoffwechselumsatz (Heilungskrisen) vorliegt. Die Crux ist, dass bis heute das 'Phänomen' Unterzucker aufgrund von Glucagoninsuffizienz im schulmedizinischen Denken praktisch nicht vorhanden ist. Immer geht man davon aus, dass entweder zu viel Insulin (Insulinom) produziert wird, was den Blutzucker so rapide absinken lässt, eventuell auch eine Unterversorgung mit Cortisol oder (Nor)Adrenalin vorliegt etc. pp., obwohl der Gegenspieler vom Insulin - das Glucagon - genauso fehlen kann wie Insulin, mit den entsprechenden Folgen: Unterzucker!

Insulin ist bekanntlich der Schlüssel zur Aufnahme der Glukose aus dem Blutplasma in die Zellen. Glucagon ist der Schlüssel um Glycogen (Speicherzucker) aus Leber, Muskeln, Fettgewebe wieder in Glukose zu verwandeln, damit es dann wieder über den Blutkreislauf mittels Insulin in die Zellen aufgenommen werden kann. Die pauschalierten Aussagen, Insulin würde den Blutzucker senken und Glucagon den BZ anheben, sind zwar richtig, greifen aber viel zu kurz zum Verstehen des Systems.

Dass unsere Gehirnzellen kein Insulin brauchen, um die Glukose zu verstoffwechseln, ist schon mal der erste geniale Schachzug der Evolution, denn sonst wäre bei Insulin-Insuffizenz ziemlich schnell Schluss mit lustig. Der Körper wird durch fehlende Verstoffwechslungsmöglichkeit der Glukose (Aufnahme in die Zellen) zwar beeinträchtigt, aber es ist nicht innerhalb kürzester Zeit tödlich so wie beim Gehirn.

Das ist auch gleichzeitig der zweite Schachzug der Natur: Bei niedrigem Blutzucker wird das Insulin zurückgefahren, sodass immer noch eine ausreichende Versorgung des Gehirns gewährleistet ist, auch wenn die Körperzellen nun nicht mehr optimal versorgt werden, weil sie ja Insulin zum Verstoffwechseln bräuchten. (Ich lasse mal diesen ganzen Energiegewinnungsstoffwechsel aus Eiweißen beiseite, das ist ja eher ein Notprogramm bzw. eine Frage der dauerhaften Umstellung, wie bei den Ketariern und birgt durch vermehrte Ammoniakbildung=Übersäuerung weitere Gefahren, insbesondere auch fürs Gehirn)

Das Gehirn macht vom Gewicht her ungefähr 2% des Gesamtgewicht eines erwachsenen Menschen aus, beim Säugling ist es wesentlich mehr, verbraucht aber 75- 90% des Gesamtglukosebedarfs: Der tägliche Glucosebedarf eines erwachsenen Menschen beträgt im Ruhezustand ungefähr 200 g, wobei davon allein 75 % [in Spitzenzeiten bis zu 90% Anm. d. V. ] vom Gehirn, ein Großteil des Restes von Erythrozyten genutzt werden.

Die Menge an Glycogen, die im Körper eines Erwachsenen gespeichert ist, beträgt etwa 400 bis 450g. Davon sind ca. zwei Drittel in der Muskulatur gespeichert und ca. ein Drittel in der Leber. Die verfügbare Menge an Glucose im Blut beträgt etwa 5 mM, was ca. 90 mg pro 100 ml entspricht. Die Erythrozyten sind vollständig auf die Zufuhr von Glucose angewiesen. Daher müssen diese Zellen ihre gesamte Energie aus der Glykolyse beziehen. Das Gehirn deckt seinen enormen Bedarf an schnell verfügbarer Energie hauptsächlich ebenfalls durch Glucose. Vor allem deshalb setzt bereits bei relativ kurzfristigen Hungerperioden die Resynthese von Glucose ein, welche primär als Speicherzucker (Glykogen) in der Leber und erst dann aus den Reserven in Skelett- und Herzmuskel stattfindet. Durch den Aufbau von Glucose in der Gluconeogenese sollte der Glucosespiegel nie unter 3,5 mM (= 60 mg/dl) absinken. Pro Tag können etwa 180 bis 200 g Glucose aus den Depots neu gebildet werden.

Wenn man diesen Überlegungen folgt, dann wird auf einmal sonnenklar, warum Dicke nachts an den Kühlschrank und sich vollfressen müssen, bzw. warum die Evolution überhaupt das Wechselspiel von Insulin und Glucagon kreiert hat und wie ausgefeilt das ist, geradezu genial, wie eben alles in der Natur. Und warum hat die Natur nun das Glucagon 'erfunden'?

Damit wir in Ruhe schlafen können und nicht immerzu zum Kühlschrank rennen müssen (evolutionär nicht auch noch nachts sammeln und jagen müssen). Damit unser Blutzucker auch nachts so stabil bleibt, dass unser Gehirn optimal versorgt wird, denn das macht ja vom Verbrauch her so gut wie keine Pause. Die Schulmedizin hat mittels Statistik richtig festgestellt, wer mehr schläft, ist nicht so dick. Klar! Also sollten Dicke eben mehr schlafen und schon nehmen sie ab.

So würde das tatsächlich funktionieren, wenn die Glucagonproduktion funktionieren würde. Dann könnte nachts der Speicherzucker zu Glukose umgewandelt werden, der Blutzucker wäre i.O. und man müsste nicht aufwachen, um für Nachschub zu sorgen oder zumindest nicht noch abends kalorienreich essen, um die Nacht ohne Aufwachen zu überstehen. Und!!!, man bliebe schlank. Warum gibt’s das sprichwörtliche Betthupferl?! Wenn aber eine Glucagoninsuffizienz vorliegt, die es genauso oft geben muss wie Diabetes (tatsächliche Insulininsuffizienz), dann kann der Speicherzucker nicht abgebaut und auch nicht umgewandelt werden, um den Blutzucker konstant zu halten. Man kann den Blutzucker kurzfristig nur immer wieder auf Normalmaß bringen, indem auf Zufuhr von außen zurückgegriffen wird, sprich: Essen!

Und was gerade nicht gebraucht wird an Kalorien, wenn mehr gegessen wird, als gerade verbraucht werden kann, wird natürlich wieder in Speicherzucker (Glykogen--> Fett, Fettleber) angelegt, denn Insulin funktioniert ja, aber man baut eben nichts mehr ab, weil Glucagon fehlt. Es kommt nur immer etwas dazu.

Was Unterzucker im Extremfall macht, weiß man von Diabetikern. Eines der Symptome im Verlauf bevor es zu einem lebensgefährlichen Komazustand kommen kann, sind Benommenheit, kalter Schweiß, Atemaussetzer usw.. Wie schnell - und auch relativ unbemerkt - man in einen Unterzucker geraten kann, weiß man von Diabetikern. Und was sind da die probaten Mittel? Entweder Glukosezufuhr oder Glucagon - ein Notfallset, was jeder Diabetiker bei sich haben sollte.

Man weiß von Fällen medizinisch versierter Suizid, dass u.U. nicht einmal mehr diese Notfallmaßnahmen reichen, wenn der Glukosepegel ein bestimmtes Maß unterschritten hat. Wahrscheinlich, weil der hohe Insulinpegel selbst bei hoher Glukosezufuhr nichts mehr beim Gehirn ankommen lässt und schon vorher alles abzweigt für die Körperzellen? Dazu nochmal der Hinweis, dass der Insulinspiegel normalerweise sinkt, wenn der Blutzucker weniger wird, um vordergründig die Gehirnversorgung zu gewährleisten und die Körperzellversorgung erstmal drosselt.

Es ist aus diesem Wissen (Glucagoninsuffizienz) anzunehmen, dass eine Großzahl der SIDS auf einen Unterzucker zurückzuführen ist. Selbst der Rückgang der SIDS, nachdem die früher propagierte Bauchlage nicht mehr empfohlen wurde, kann damit erklärt werden. Durch Unterzucker geschwächte Kinder (und das kann schnell durch Stress entstehen, wenn dann keine Reserven da sind oder die wegen fehlendem Glucagon nicht frei gesetzt werden können) können sich natürlich viel weniger aus einer misslichen Lage befreien, der Stresspegel steigt, der Unterzucker nimmt zu (wenn kein Glucagon Abhilfe schafft) und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Dazu kommt, dass es leider noch oft genug selbst heute (früher noch mehr) üblich ist, Kinder nicht nach Bedarf zu stillen - so wie es uns jeder Primat vormacht, nämlich stündlich und dann auch eben nur so um die 5 Minuten - sondern nach Plan und frühst möglich nicht mehr nachts. "Mein Kind schläft schon durch!"

Da haut die Studie in die Kerbe, dass Kinder, die wenigstens 4 Monate auch nachts noch gestillt werden, später intelligenter sind (das Gehirn wird eben nicht unterversorgt). Also, kein Biernuckel...

Wenn kein Glucagon vorhanden ist, dann können keine Reserven umgewandelt werden und mehr als 4 Stunden Pause des Nachts oder auch weniger am Tag, wenn eine Stresssituation (dazu weiter unten) vorliegt oder vorlag, können da ganz schnell in den Unterzucker führen, wenn kein Glucagon produziert wird. Und die Reserven sind ja sowieso noch wenig im Verhältnis von Körper und Gehirn, im Gegensatz zum Erwachsenen, weshalb auch geklärt sein dürfte, warum Babies so dick sein dürfen - von Natur aus: Sie brauchen die Reserven einfach zur Verstoffwechslung des Nachts, insbesondere fürs Gehirn, was ja riesengroß ist im Verhältnis zum Körper. Einen ungewöhnlich hohen Energieumsatz, der dem eines Hochleistungssportlers im Wettkampf entsprechen kann, findet man bei jeder sg. Epikrise (Pik in einer Heilungsphase) wie sie z.B. nach den Strapazen der Geburt und den ersten Tagen der Umstellung vorliegen können.

Je nachdem, wie gut dann das Kind mit Glukose im Blut versorgt ist und versorgt wird, vor allem regelmäßig!!!, kann es diese Epikrise überstehen oder auch nicht. Insbesondere dann nicht, wenn die Alpha-Inselzellen der Bauchspeicheldrüse mit einem Funktionsausfall betroffen sind und eben kein Speicherzucker resyntetisiert werden kann.

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