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Aromatherapie

Immer der Nase nach

 

Diesem Motto folgen sehr viele Menschen, ohne dass es ihnen überhaupt bewusst wird. Riechen ist unser essentiellster Sinn, denn der Geruchssinn schützt nicht nur vor verdorbener oder ungenießbarer Nahrung, Gas, Rauch und Feuer. Er hat auch großen Einfluss auf die Partnerwahl, das soziale Umfeld und ist eng mit unseren Gefühlen und Erinnerungen verbunden; wenn er fehlt, drohen ernsthafte Folgen für die Gesundheit.

 

Die Nase sorgt für den ersten Eindruck, da der Geruchssinn der unmittelbarste der menschlichen Sinne ist. Während visuelle, akustische oder haptische Signale erst in der Großhirnrinde des Gehirns verarbeitet werden müssen, wirken Düfte im Gehirn direkt auf das limbische System, wo Emotionen verarbeitet und Triebe gelenkt werden.

 

Wenn man zum ersten Mal einen Raum betritt oder einen unbekannten Menschen trifft, ist es in der Regel der Geruchssinn, der einem den ersten Eindruck verschafft - wenn auch oft unbewusst. Ein Mensch kann optisch noch so sympatisch daher kommen, wenn wir ihn nicht riechen können, fällt er durch unser Raster durch. Außerdem ist die menschliche Erinnerung eng mit Düften und Gerüchen verknüpft. Ein Geruch kann jemanden urplötzlich in eine lange zurückliegende und längst vergessene Situation zurückversetzen, in der man ihn zum ersten Mal wahrgenommen hat. Das ist auch Ursache und Wirkmechanismus vieler Allergien - z.B. beim sog. Heuschnupfen.

 

Dieser "Proust-Effekt" ist nach dem französischen Autor Marcel Proust benannt. In seinem Hauptwerk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" beschreibt er einen Mann, der ein Stück Gebäck in seinen Tee tunkt, worauf er eine Fülle an Erinnerungen an seine Kindheit hat, die tief in seinem Unterbewusstsein verschüttet waren.

Auch die Partnerwahl ist vom Geruch abhängig - was uns in den meisten Fällen gar nicht bewusst ist. Wenn zwischen zwei Menschen "die Chemie stimmt", kann man das durchaus wörtlich auf den Geruch der beiden beziehen. Denn die Duftmoleküle, die ein Mensch absondert, enthalten Informationen über die Beschaffenheit seines Erbgutes.

Forschungen an Mäusen und anderen Säugetieren zeigen, dass diese Tiere Partner bevorzugen, deren Erbgut sich möglichst stark vom eigenen unterscheidet. Dadurch wird sichergestellt, dass die Genvariabilität gewahrt und Inzucht somit vermieden wird.

Die wahrgenommenen Riech- oder Duftstoffe dienen Lebewesen zur Identifizierung von Nahrung, von Verdorbenem (z. B. Buttersäure als Anzeichen von Fäulnis, Aasgeruch, Schwefelwasserstoff aus Fäkalien), Körpergeruch von Artgenossen („Stallgeruch“) und von Feinden, spielen aber auch beim Sozialverhalten eine große Rolle. Die Geschlechtsreife oder das Paarungsverhalten von weiblichen Tieren wird den männlichen Tieren hauptsächlich durch Pheromone (Sexualriechstoffe) signalisiert, und diese sind auch zur Kommunikation und räumlichen Orientierung ein essentielles Hilfsmittel. Viele Tiere setzen Duftmarken, um ihr Revier abzustecken, oder folgen wie die Ameisen der Duftspur ihrer Vorgänger zur Nahrungsquelle. Die meisten Blüten emittieren Duftstoffe, um Insekten zur Bestäubung anzulocken. Die Schädlingsbekämpfung im Obstbau macht sich die Wirkung solcher Pheromone nutzbar, beispielsweise um die Paarung von Pflaumenwicklern einzuschränken.

 

Die Anwendung von ätherischen Ölen ist keineswegs eine Erfindung der Neuzeit, sondern geht bis in die Zeit um 3000 v.Chr. zurück.

Vermutlich wurden schon damals Blüten und Kräuter destilliert um Hydrolate zu gewinnen. Rund 4000 Jahre später wurde die Destillation von den Arabern neu entdeckt und im Mittelalter dann weiterentwickelt.

Bekannt ist heute, dass der berühmte "Duft" am französischen Königshof nicht nur unangenehme Gerüche überdecken sollte, sondern die Parfüms haben vermutlich vor mancher Epidemie geschützt. Die persönliche Erfahrung des französischen Arztes Jean Valnet, dass Lavendelöl bei einer großflächigen Verbrennung rasche Heilung bringt, ließ die Verwendung von ätherischen Ölen nicht nur im Zweiten Weltkrieg mangels Medikamenten wieder aufleben, sondern auch im medizinischen Alltag.

Seit Ende der 1980er Jahre wird die Aromatherapie - dieser Begriff wurde ebenfalls von Jean Valnet geprägt - europaweit wiederbelebt. In den USA sowie in Japan und Australien gilt es als "neue" Methode, Krankheiten und andere Beschwerden mit ätherischen Ölen zu behandeln.
 

 

Quelle:

http://www.bahnhof-apotheke.de/aromatherapie.html

http://www.planet-wissen.de/natur/sinne/riechen/index.html

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